Fehlende Leuchten oder Ponzi-Betrug?
Was ist überhaupt ein Ponzi-Betrug? Und was genau soll bei der Deutsche Lichtmiete AG und ihren Tochtergesellschaften vorgefallen sein? Fehlen Leuchten in der behaupteten Größenordnung wie vom Insolvenzverwalter öffentlichkeitswirksam postuliert im "Wert von 56 Mio. Euro zu Herstellungskosten" oder über 240.000 Stück? Mit diesen Fragen werden wir konfrontiert, daher hier unsere kurze Stellungnahme:
Der Insolvenzverwalter behauptet immer wieder, auch presseöffentlich, dass bei der Deutsche Lichtmiete Gruppe betrogen wurde und Leuchten fehlen würden.
Ponzi war ein Betrüger, der mit einem Schneeballsystem Anleger betrogen hat. Ein Schneeballsystem in unserem Zusammenhang würde jedoch vauaussetzen, dass die einzelnen Investments, also die Mietkundenprojekte, nicht profitabel sind bzw. waren und z.B. mit den Anleihen eine dauerhafte, systemische Unterdeckung finanziert werden sollte.
Warum handelt es sich bei der Deutschen Lichtmiete nicht um einen Ponzi-Betrug?
Die Leuchten der Deutschen Lichtmiete wurden in Oldenburg bzw. Sandkrug zu einem Bruchteil der Preise produziert, zu denen sie anschließend an die Anleger und schlussendlich auch an die Endkunden fakturiert wurden – das allein ist schon Teil des Nachweises, dass kein Ponzi-Betrug vorliegen kann. Auch zugekaufte Leuchten wurden zu einem Bruchteil der Preise eingekauft, zu denen sie anschließend an die Anleger und schliesslich an die Endkunden fakturiert wurden.
Wenn beispielsweise eine Leuchte für 1.000 Euro verkauft wurde, lagen die Herstellkosten bei vielleicht 300 Euro. Produzent war die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH. Die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH hat diese Leuchten dann an die Deutsche Lichtmiete Handelsgesellschaft mbH verkauft (oder an die Direktinvestitionsgesellschaften). Die Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH hat die Leuchten an die gewerblichen Endkunden vermietet. Nehmen wir an, die Leuchten wurden für 120 bis 150 Euro pro Jahr an den Mietkunden vermietet.
In diesem Beispiel hat die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH einen Deckungsbeitrag erwirtschaftet von
1.000 Verkaufspreis (VK)
./. 300 Herstellkosten (HK)
700 Deckungsbeitrag (DB)
Diese Leuchten wurden für 1.000 Euro von Anlegern gekauft und dafür mussten rd. 5-6% Zinsen p.a. sowie die Amortisation und am Schluss ein Rückkaufpreis seitens der Direktinvestitionsgesellschaften bezahlt werden. Das war (und ist) nichts anderes als die Finanzierung der Leuchten durch die Direktinvestoren!
In dem obigen Beispiel würde der Anleger 40 Euro pro Quartal erhalten, am Ende der Investitionsdauer von fünf Jahren dann noch einmal 400 Euro aufgrund einer Rückkaufvereinbarung. In Summe hätte der Anleger also 20 (Quartale) x 40 Euro = 800 Euro zzgl. 400 Euro Rückkaufpreis, also insgesamt 1.200 Euro bekommen. Vorausgesetzt sein Eigentum wird nicht bestritten und nicht arrestiert, also ein gutes und auch ein vermeintlich sicheres Geschäft. Für die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH und den Anleger „rechnen“ sich die Projekte also – und das ist eben genau kein Ponzi-Betrug (ein solcher wäre es, wenn die Herstellkosten bei 1.300 Euro gelegen hätten und systematisch und vorsätzlich die Unterdeckung durch weitere Investitionen finanziert worden wäre – um die versprochene Rendite zu zeigen).
Wie sieht das auf der Ebene der Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH aus? Bei fiktiv 10.000 produzierten Leuchten wäre ein (Zwischen-) Gewinn in der Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH von 7.000.000 Euro entstanden. Die Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH war sehr profitabel, was u.a. daran lag, dass sie alle ihre Produkte an die Deutsche Lichtmiete Handelsgesellschaft mbH (oder an die Direktinvestitionsgesellschaften) verkauft hat. Natürlich hat man damit stille Reserven aktiviert – aber das ist weder unüblich, noch verstößt es gegen das HGB, schon gar nicht ist es eine Straftat.
Die Deutsche Lichtmiete Handelsgesellschaft mbH (bzw. in der Vermietung die Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH) hat diese Leuchten dann an gewerbliche Endkunden vermietet. Die Leuchten wurden nicht verkauft, sondern für 10 Jahre und teilweise länger vermietet. Die Miete betrug 1,0 bis 1,3% pro Monat vom Bruttolistenpreis der Leuchten, also bezogen auf die oben genannten 1.000 Euro rund 14,4% p.a. oder 144 Euro pro Jahr. Die Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH ihrerseits musste noch die Installations- und Vertriebskosten übernehmen. Die langfristig erzielte Miete deckt aber den Gesamtaufwand an die Anleger auf der Ebene eines Einzelprojektes ab, wenn alle Leuchten vermietet sind – was jedoch nicht der Fall war (und ist).
Die Deutsche Lichtmiete war ein Start-Up und wollte (und hat) den Geschäftsbetrieb hochgefahren und jedes Jahr gesteigert. Die Overheadkosten und der Kapitaldienst mussten finanziert werden. Auch das zunehmende Neugeschäftsvolumen musste ständig refinanziert werden. Hierfür wurden ab 2019 Anleihen aufgenommen, um den Kapitalbedarf bis zum Break-Even des Geschäftes – geplant 2023 - zwischenfinanzieren zu können.
Fehlen Leuchten bei der Deutschen Lichtmiete?
Ein Fehlbestand – wie er presseöffentlich behauptet wird - kann sich ja nur auf einen bilanziellen Fehlbestand beziehen – auf was sonst? In den Bilanzen der Deutsche Lichtmiete Gruppe wurden im letzten Bilanzausweis und in der letzten Summenbilanz per 31.12.2021 Bestände gebucht, die auch vorhanden waren. Die behauptete „Fehlmenge“ kann eigentlich auch nur gegen diese Menge entstehen - es müssten also bei einem behaupteten Fehlbestand von "Leuchten im Wert von 56 Mio. Euro zu Herstellungskosten" fast 100% der bilanzierten und testierten Leuchten fehlen! Denn aus "Leuchten im Wert von 56 Mio. Euro zu Herstellungskosten" (wenn denn richtig gerechnet wird) entstünden Leuchten im Wert von fast 200 Mio. Euro zu Bruttolistenpreisen! Dies entspricht in etwa dem gesamten Anlagevermögen aller Deutsche Lichtmiete Gesellschaften inklusiver der Private Placement-Gesellschaften.
Nach meiner Überzeugung ist das also nicht der Fall – und man hätte seitens der Staatsanwaltschaft diesen Fakt sehr, sehr schnell überprüfen können – hat man aber nicht gemacht. Man lässt die falsche Tatsachenbehauptung einfach stehen. Das ist einer der Gründe, warum das Unternehmen ruiniert wurde!
Allerdings wurden z.T. Seriennummern vergeben, die heute – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr aufgefunden werden.
Mein Fazit:
1. Es können nicht "Leuchten im Wert von 56 Mio. Euro zu Herstellungskosten" fehlen – es sei denn, es wurden Leuchten auf rund 300 LKWs aus der Deutsche Lichtmiete Handelsgesellschaft mbH irgendwohin verschafft, gestohlen, nachdem der Insolvenzverwalter übernommen hat – oder über Jahre wäre falsch bilanziert worden. Das hätte man sehr schnell durch Sachverständige überprüfen können, die KPMG kannte das Unternehmen gut.
2. Es handelt sich bei dem Geschäftsmodell der Deutschen Lichtmiete definitiv nicht um einen Ponzi-Betrug.